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Quelle:
mz-web.de
Burgenlandkreis
Doppel mit kleinem Nasenbär
VON HOLGER ZIMMER
Jan Panniger (re.) mit Romy Kreschel und Maurice Lunak, die mit eigenen
Exponaten zur WM gefahren sind. (FOTO: PRIVAT)
TAGEWERBEN/MZ. Als das Telefon klingelte, war Jan
Panniger in seinem Tagewerbener Elternhaus gerade beim Füttern der Tauben. Eine
Bekannte meldete sich und informierte ihn über seinen Weltmeistertitel beim
Championat der Tierpräparatoren. Der 30-Jährige reagierte eher zurückhaltend.
"Schließlich war Schalke auch schon mal vier Minuten deutscher Meister und dann
haben die Bayern doch noch gejubelt." Ursprünglich hatte er nur mit einem Platz
unter den besten Fünf gerechnet.
Wegen der Erkrankung seines Vaters war er nicht zum Salzburger Titelkampf
gereist. Nun nahm er den Zug, stieß mit Freunden in Jena an und war dann bei der
Siegerehrung in Österreich dabei. Bis zum Morgen knallten dort die Korken. Die
Amerikaner gehörten zu den direkten Konkurrenten, aber auch Russen waren dabei
und ein Fachmann von den Philippinen.
Für ein Gürteltier inmitten von Blattschneiderameisen gab es WM-Silber.
(FOTO: MZ)
Panniger ist unter Kollegen kein unbeschriebenes Blatt mehr, seit er 2010 mit
einem Nasenbär-Baby bei der Europameisterschaft gewann. Nun reichte er das
Präparat noch einmal ein, blieb aber vorsichtig: "Man weiß ja nie, ob man den
Geschmack der Jury trifft." Allerdings hatte er einiges geändert, um das Exponat
aufzuwerten. So trug er auf die Augen neuen Lack auf, der dem sechs Tage alten
Tier, das von der Mutter im Stuttgarter Wilhelma-Zoo verstoßen worden war, einen
leicht verträumten Ausdruck verlieh. Es lag auf einer Waage und Sägespäne
sollten das Authentische der Situation untermalen. Panniger war bei der EM mit
95 Punkten erfolgreich und nun erstaunt, dass er sogar noch einen Zähler mehr
bekam.
Wurde der Nasenbär-Körper mit Holzwolle geformt, verwendete er für ein
Gürteltier, mit dem er Vize-Weltmeister in einer anderen Kategorie wurde,
Korkreste und Ton, mit denen er den Platz für die entnommenen Eingeweide
ausfüllte. Ansonsten wurde das Tier mit Formalin konserviert. Vor allem die
behaarte Unterseite bereitete dem Tagewerbener Kopfzerbrechen. Er fuhr wegen
Fotos extra in den Heidelberger Zoo. "Denn es kommt auch auf die Hautfalten und
die Stellung des äußerlich sichtbaren Penis' an, auf die Juroren achten." Und
weil ein Gürteltier recht behäbig aussieht, hatte Panniger den Gesamteindruck
mit bis zu zwei Zentimeter großen Blattschneiderameisen aufgewertet, die auf
dem Tierpanzer und auf dem Sandboden drumherum zu finden sind.
Panniger bezeichnet es heute als Glück, dass er nach der Schule nicht für eine
Zahntechnikerlehre angenommen wurde. Als Junge hatte er mal versucht, Fische zu
trocknen oder in Alkohol einzulegen. Doch erst bei einem Praktikum an der
Universität Halle wurden ihm die Augen für den Beruf eines Präparators geöffnet.
Vielfach stehen seine Exponate in Ausstellungen des Staatlichen
Naturkundemuseums Stuttgart, wo er beschäftigt ist. Sex hieß dort eine
Sonderschau im Vorjahr, steuerte er balzende Kraniche und die Vergewaltigung
einer Stockente bei. Viele Präparate aber landen für vergleichende
Untersuchungen im Fundus. So konnte laut Panniger festgestellt werden, dass bei
Singvögeln Knochen und Federn im Verlauf von 100 Jahren kürzer geworden sind,
weil sie wegen der wärmeren Winter nicht mehr so weit fliegen müssen.
Nach seinen Erfolgen kann er sich nun vorstellen, demnächst bei einer WM in
Amerika zu starten. Auch im separaten Wettbewerb aller Weltmeister würde er gern
nach dem Mastertitel aller Kategorien greifen. Allerdings befürchtet er, keine
großen Chancen zu haben. Denn bisher hat er meist Kleintiere präpariert, während
in Übersee vor allem die großen Tiere favorisiert werden. "Ob ich da gegen einen
Panther bestehen kann, der eine Antilope schlägt, ist fraglich." Deshalb will er
sich auf dieser Strecke vervollkommnen und demnächst an der Präparation eines
Büffels mitarbeiten, aber auch an einem Leoparden oder Moschusochsen Hand
anlegen. |